Anja Goralski im Interview: Körpertherapeutin und Kink-Expertin
ANJA GORALSKI: Körpertherapeutin und Kink-Expertin
Anja gibt einen Öl-Massage-Workshop zum Thema „Kinky Lomi“ auf dem Farmfestival 2024 von 5.–11. August
Anja, wie sah deine Erstbegegnung mit der Farm aus?
Das war vor Jahren, ein Sommerfestival, damals habe ich mit meiner Schwester Jana einen Workshop zu Hawaiianischer Lomi Lomi Massage und Atemtherapie gegeben. Ich weiß noch, dass wir viel mehr Teilnehmende als Platz in dem Zelt hatten. Wir haben dann improvisiert und zusätzlich zu den Liegen auch den Boden mitgenutzt.
Was magst du besonders an der Farm?
Das Unkonventionelle, den Mut zum Ausprobieren und die experimentierfreudige Sinnlichkeit. Es ist ein Ort des individuellen Erforschens in Gemeinschaft zu den Themen Liebe und Sexualität in seinen verschiedenen Facetten.
Du bist Lomi-Lomi-Expertin. Wie unterscheidet sich Lomi von anderen Massagen?
Es ist eine ganzheitliche Verbindung, eine Mischung aus Ritual, Tanz und Körperarbeit. Als würde man von wirbelnden Wellen des Ozeans und seinen stillen Tiefen umarmt. Lomi passiert ja nicht nur mit den Händen, sondern auch mit den Unterarmen, teilweise mit dem ganzen Körper.
Seit einiger Zeit gibst du auch Kinky-Lomi-Massagen. Was passiert da?
Hier widmen wir uns den Phantasien und Sehnsüchten. Wir spielen mit Macht und Hingabe, den Früchten des Verbotenen. Eingebettet in eine sinnliche Massage entsteht ein Spannungsfeld von lustvollem Spiel und Geborgenheit. Aber auch das Spielerische existiert, so eine Session macht einfach wahnsinnig viel Freude. Gleichzeitig können tiefe Emotionen berührt werden, alte Erfahrungen können plötzlich durch Selbstwirksamkeit in etwas Schönes umgeschrieben und erotisiert werden.
Kann das jeder lernen?
Ja, man braucht hierfür keine Vorbildung, weder Massageerfahrung noch Kink- oder BDSM-Erfahrung. Was du brauchst, ist Neugier. Du solltest offen sein, Neues zu lernen und dich einzulassen.
Kinky-Lomi spielt ja ins Sexuelle hinein, Lomi ist eher beschützend.
Stimmt, Kinky Lomi ist eine Mischung aus Geborgenheit und etwas, das man als Abenteuer erleben kann. Wo man mutig sein, sich was trauen kann. Ich glaube, dieses Mutigsein, Risiken und Wagnisse eingehen sind wichtige Elemente, die hilfreich sind für eine zufriedene Erotik und Lust.
Die Leute liegen nackt, ungeschützt, mit geschlossenen Augen da. Dafür brauchen sie viel Vertrauen, oder?
Unbedingt. Wichtig in unseren Kursen ist deshalb das Thema Consent. Wie kannst du den Körper lesen des Menschen, der vor dir liegt? Wie kannst du mit dieser Person in Kommunikation treten, ihre Bedürfnisse und Grenzen mitbekommen und selbst ausdrücken? Dazu machen wir Übungen, dazu erklären wir Dinge. Wichtig sind uns auch ein Sharing Circle, wo Menschen sich gegenseitig von ihren Erlebnissen erzählen können. Das heißt, du wirst nicht alleine sein mit deiner Lust und Neugier, auch nicht mit deinen Ängsten, auch nicht mit deiner Scham. Du kannst dich austauschen. Du lernst neue Tools.
Wie lautet dein persönliches Credo?
Meine Sprache der Liebe ist die Berührung.
Vielen Dank, Anja. Wir sehen uns auf dem Farmfestival!
Hier alle Infos zum Farmfestival von 5.–11. August 2024