Blog

Brücken-Blockade und pöbelnde Passanten (kurze Version)

Ina Blume berichtet über ihre Erlebnisse bei „Extinction Rebellion“ in Berlin

Warum bin ich eigentlich hier? Gibt es die Klimakrise wirklich?

Die Berliner Rebell Week und was ich für mich nach 7 Tagen mitnehmen.

Ich bin eine der vielen, die neu im aktiven Protest gegen die Lethargie der
Politik ist. Ein Ruf des Schicksals brachte mich eher zufällig pünktlich
zur Rebell Week nach Berlin.

Im Gepäck: Angst mich zu zeigen; Angst, dass
es doch nichts bringt; Angst vor Konflikten mit der Polizei. Aber tief
unten im Koffer auch: die Mutter und Löwen in mir, die für die Zukunft der
Kinder und für die Gerechtigkeit zwischen den geographischen Regionen
steht.

Es ist Mittwoch 12:05 Uhr wir stehen vor dem Reichstag: Meditation –
Standing with the Earth. Stille, eine Stunde lang Stille. Ein Kreis von
Menschen sitzt um eine gemalt Erde, gehalten und gerahmt von einem Kreis
stehender Menschen, die durch ein symbolisches blaues Band in ihren Händen
verbunden sind.

Die Energie war nach wenigen Minuten unbeschreiblich –
schwer und kaum auszuhalten. Nach kurzer Zeit haben sich die ersten
Stehenden setzen müssen, die ersten Sitzenden haben sich hingelegt. Es war
klar: wir können dieses Thema nicht tragen!

Gratis zur Schwere und Stille gab es Kommentare von vorbei laufenden
Menschen dazu. Von „Schau mal, die Idioten!“ bis „Was ist das für eine
Sekte mit einer Erde in der Mitte!?“ war die ganze Bandbreite an Bemerkung
dabei.

Wir spürten, dass wir das Thema nicht alleine halten konnten und
zudem noch diese Kritik. Tränen flossen meine Wangen herab:
Hoffnungslosigkeit machte sich breit und tiefes Mitgefühl für euch Kinder
dir noch die größten Auswirkung der Erderwärmung vor euch habt; für euch in
südlichen Regionen, die ihr jetzt schon unter den Auswirkungen in Form von
Sturm und Hitzeperioden leitet; für all die 200 Arten, die jeden Tag
unwiderruflich aussterben.

Die Meditation war ein wundervolles Abbild der Misere. Kraftlosigkeit,
Gemeinschaft, Kritik, wegschauen, weitermachen wie immer – alles war
gleichzeitig da.

Nachdem alle Tränen ihren Weg gefunden hatten, kann die
Löwen zurück und fragte „was nun? Was tun?“. Angetrieben von diesem
unauflöslichen Konflikt entschied ich mich noch am selben Abend: heute
Nacht schlafe ich auf der Straße, für meine Kinder und für alle Kinder der
Welt.

Hier bin ich nun in dieser Menschenmenge von fremden, mit meinen Zweifeln
und Sorgen, dass ich besseres tun könnte, als mittelmäßig legal auf Berlins
Straßen zu stehen und zu schlafen.

Und dann sehe ich diese wundervollen
Menschen um mich herum, die Hoffnung, dass wir endlich etwas Bewegen
können. Ein Thema liebevoll und friedlich in den Fokus zu rücken, dass es
ganz schön in sich hat: die Konfrontation mit unserer Verantwortung in
großen Teilen des Leides und der Misere in der Welt. Ich bin bis in die
Morgenstunde geblieben, bis mein Körper nach einem sicheren und warmen
Schlafplatz geschriene hat.

Das Mitgefühl für die Menschen, die ihr Zuhause
wegen Stürmen, Dürren und Überschwemmungen verlieren, die keinen Schlüssel
für eine warme, sichere Wohnung in der Hosentasche haben, wenn sie auf der
Straße schlafen, begleitet mich seit dieser Nacht bei jedem Schritt. Ich
möchte Gerechtigkeit, für alle die jetzt leiden und für alle zukünftigen
Generation, jetzt!

 

Schreibe einen Kommentar