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Musikant und Chaos-Tantriker: Michi vertont die erotisch-sinnlichen Räume auf dem Farm-Festival

MICHAEL MARCHNER

Musikant und Chaostantriker

Michi vertont die erotisch-sinnlichen Räume auf dem
Farmfestival 2024
5.–11. August

Michi, wie sah dein Erstkontakt mit den Farmies aus?

Kennengelernt haben wir uns 2022 im Zegg, beim Open Heart Tantrafestival. Dort hatten beide mit den Veranstaltern Mara und Silvio eine Tempelnacht gestaltet, und ich hab das Ganze musikalisch untermalt. Normalerweise begleite ich tantrische Rituale im überschaubaren Rahmen – so zehn bis zwölf Paare mit einem festen Ablauf. Aber hier waren 60 Leute auf der Matte – ein ziemliches Gewusel. Das war neu für mich. Konstantins Worte schlängelten sich durch meinen Sound, und mein Klang umspielte seine Worte. Es war ein akustisches Liebesspiel auf energetischer Ebene, das sich unmittelbar in den Liebesraum der Zegg-Aula ausbreitete.

Das war dann die Eintrittskarte für die Farm.

Ich denke ja, denn danach wurde ich zum Liebeskunstfestival eingeladen. Ich hab dort ein paar orgienartige Räume bespielt, wurde ein paarmal als Sklavin verkauft, hatte hochinteressante homoerotische Erlebnisse – und das war immer noch nicht alles. Diese Tage waren sehr prägend für mich.

Waren sie auch überfordernd?

Entschuldige mal, ich bin ein unschuldiges Landkind aus der bayerischen Provinz. Nee, das war einfach nur großartig.

Wofür schätzt du die Farm?

Naja, dafür, dass es ihr gelingt, mich nach 55 Lebensjahren tatsächlich zum Staunen und an meine Grenzen zu bringen.

Was wirst du auf dem desjährigen Festival anbieten?

So ganz feste Pläne hab ich wenig. Ich mache dort die Musik, wo man mich braucht. (Lacht.) Ich möchte mit Juliane Willerbach zusammen ein Maithuna-Ritual im tantrischen Stil anbieten, das sie zeremoniell leitet. Ich werde sicherlich wieder im Love Space spielen: Soundtrack zum Liebesspiel – Sex mit Live-Musik. Vielleicht auch wieder mit Konstantin gemeinsam.

Warum spielst du Gitarre, statt etwa Flöte oder Trommel?

Das ist jetzt eine schräge Frage. Also Gitarre ist schon mein Hauptinstrument – zusammen mit meiner Stimme, das kann ich einfach am besten. Ich spiel seit fast 50 Jahren und hab nie das Üben aufgehört. Aber ich spiel auch Trommel und Flöte. Ich hab sogar ein Klavier dabei und noch paar andere Gimmicks – Loop Station und … mal gucken. Ich spiel einen ganzen Haufen Instrumente ganz passabel.

Was sind für dich die Gemeinsamkeiten von Sex und Musik?

Beides ist live genossen am besten. Und beides kann psychodelisch auf uns wirken, wenn man die Fähigkeit hat, sich dem ganz hinzugeben, und – mal ganz ehrlich – wer hat nicht seine Lieblingsplaylist zum Vögeln? Die Kombi von Sex und Musik kann dich in den Moment bringen, kann dich in die Tiefe deiner Gefühle entführen, kann dich vor Liebe explodieren lassen – besonders live. Wenn du die Musik in dein Liebesspiel reinlässt, wenn es okay für dich ist, dass sich da noch eine Energie einmischt, dann kann dich das wirklich forttragen, dann kannst du Extasen erleben, die du vielleicht so noch nicht kanntest – vor allem, wenn das mit anderen Menschen gemeinsam geschieht, die sich auch gerade in der Liebe, in der Vereinigung befinden. Da können Dinge geschehen, die man fast nur mit „magisch“ beschreiben kann.

Wie lautet dein Motto fürs Leben?

Von einem Motto in meinem Leben ist mir bislang nichts bekannt. Aber wie wär‘s mit dem hier: „Warum nicht?“


Alle Infos über das Festival hier


Die Farm ist ein denkmalgeschützter Vier-Seiten-Bauernhof im Berliner Süden. Darüber hinaus ist die Farm ein gemeinschaftlich organisierter Platz mit einem großen Kreis von engagierten Freunden.Eine zentrale Ausrichtung der Farm ist es, unbefangene Räume zu schaffen, in denen wir die Tiefenwirkung und Höhenflüge unseres Menschseins erforschen, erleben, betrachten und lustvoll feiern können.