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Waldbrand beschädigt Workshop-Finca Ganeshamor auf La Palma – Bitte um Unterstützung


Bericht und Fotos: Christopher Gottwald, www.christopher-gottwald.de

25.08., 3:30 Uhr – der Wecker klingelt! Ich stehe auf und mache einen Rundgang über Rohlands Finca mit Taschenlampe. Ich lasse den Lichtschein über die Landschaft wandern, um zu kontrollieren, ob es irgendwo raucht.

Dann mache ich sie aus, damit ich Glut sehen kann, die sich vielleicht noch irgendwo verbirgt. Ich müsste ein paar Gießkannen drauf kippen, damit das Feuer nicht nochmal ausbrechen kann. Aber zum Glück bleibt alles dunkel – der Brand ist vorbei.

Seit 6 Jahren baut mein Freund Rohland (ehemals Moksha) in mühevoller Kleinarbeit den Permakulturgarten und Retreatort Ganeshamor im Nordwesten La Palmas auf.

Rohland ist ein Schamane zwischen den Welten, Medizinmann und Osteopath, Naturfreak und Tänzer, Bodyworker und Gruppenspieler. Ende Juli bin ich zu ihm gekommen, um zusammen mit Luna Jalda unser neues Seminarformat „Body Move Nature“ abzuhalten. Zu neunt haben wir an wundervollen Orten der Kanareninsel meditiert, getanzt und uns mit der Erde verbunden. Ein wundervoller Kontrast zur derzeitigen Corona-Normalität. Am 16.08. war das Retreat vorbei.

Nachdem die TeilnehmerInnen wieder gefahren sind, und wir dabei waren, das Retreat zu reflektieren, brach am letzten Freitag 10 km weiter nördlich ein Waldbrand aus. Hier hat es seit Monaten nicht geregnet und alles ist unter der sengenden Sonne wahnsinnig trocken. So konnte sich das Feuer schnell ausbreiten und wir sahen eine mächtige Rauchwolke am Himmel aufsteigen.

Eine Freundin, die weiter im Norden wohnt, rief uns an, und wir fuhren zu fünft zu ihr, um ihren Platz weitestgehend gegen glühende Asche zu sichern. Von dort aus sahen wir weiter oben gigantische Flammen, die sich ihren Weg durch die Pinienbäume schlugen.

Die ersten Löschhubschrauber versuchten ihr Möglichstes zu tun. Wir alle verließen den Platz in der Annahme, dass das Feuer sicher nicht nach unten wandern würde, also weder hierher und schon gar nicht zu Rohlands Finca.

Als wir jedoch am Samstag Morgen aufstanden, war alles mit Asche übersät. Die Rauchwolke war wesentlich größer und das Feuer deutlich näher. Wir hörten, dass der gesamte Bereich bereits gestern Nacht evakuiert worden war.

Uns hatte man dabei wohl vergessen, weil wir am untersten Ende der Straße wohnen. Würde das Feuer in unsere Richtung kommen, wäre es nicht möglich wegzukommen, denn in alle anderen Richtungen geht es in die Schlucht oder an die Klippe, deren Abstieg man nur mit viel Geduld und Vorsicht wagen kann. Es tauchte die Frage auf, wie lange wir hier bleiben würden und wann bzw. ob wir den Platz verlassen.

Mittags wurde es mir zu heiß. Wir konnten beobachten, wie der Qualm immer näher an den einzigen Fluchtweg heran rückte. Rohland, Jalda und Klara wollten bleiben und für den Platz da sein, Yvonne und ich sahen keinen Sinn darin, hier todesmutig zu bleiben.

Eine unbequeme Situation: Wie gefährlich ist es gerade wirklich? Sollten wir unbedingt zusammen bleiben? Lasse ich meine FreundInnen im Stich, wenn mir meine Intuition sagt, dass ich gehen soll? Muss ich sie vielleicht sogar überreden mitzukommen?

Gleichzeitig kam die Wolke immer näher und es blieb keine Zeit zu diskutieren. Also sind Yvonne und ich ins Auto gestiegen. Ein junges Pärchen, das seinen Urlaub hier verbringen wollte, war froh, eine Mitfahrgelegenheit in die Sicherheit zu bekommen. Renate, meine frühere Administratorin, die in Puerto Naos im Süden der Insel lebt, freute sich mich mal wieder zu sehen und uns zu beherbergen.

Einerseits genossen wir die Ruhe und den Luxus, andererseits verfolgten wir auf dem Handy die Geschehnisse, ohne etwas tun zu können: Das Feuer kam tatsächlich auf den Bergrücken, oben brannten erste Bäume und sogar Häuser.

Rohland fuhr dorthin, um sich einen Überblick zu verschaffen. Eine irrwitzige Kombination aus Faszination über dieses Naturschauspiel und Angst, was passieren würde, wenn der Brand seine Lebensgrundlage, die Finca, erreichen würde, schwappten durch mein Smartphone.

Plötzlich ging alles sehr schnell. Er musste vor der Hitze fliehen. Zu dritt sicherten sie den Platz so weit wie möglich und brachten die wichtigsten Dinge in den kleinen Seminarraum. Schon waren die Flammen am obersten Rand der Finca.

Das kleine Häuschen, in dem Jalda gerade wohnte und dass oft an Gäste vermietet worden war, stand auf einmal lichterloh in Flammen. Auf einmal eine Explosion: die Gasflasche der Kochstelle heizte das Ganze noch an. Die Flammen sprangen über auf die Solaranlage mit Batterien, das stillgelegte Auto, das TeilnehmerInnen als Schlafplatz gedient hatte und schließlich auf nahegelegene Büsche und Bäume.

Das war der Moment, wo sich die drei als letzte Möglichkeit in die Höhle zurückzogen, die unten an der Klippe auf sie wartete. Yvonne und ich befürchteten, dass wenn das Feuer tatsächlich bis dorthin käme, sie den Qualm nicht überleben würden.

Wir riefen den Notruf an, damit ein Hubschrauber sie da raus holen würde. Doch kurz danach bekamen wir die Nachricht, dass der Wind gedreht hätte, dass Rohland wieder am Platz sei und löschen würde, das Feuer aber wie durch ein Wunder weitestgehend aufgehört hätte. Dankbar riefen wir den Notruf an, um den Heli abzusagen.

Seitdem sind hier die Aufräumarbeiten im Gange, immer wieder kleine Brandherde löschen, aufpassen, dass sich nichts entzündet. Ca. 20.000€ Schaden sind entstanden. Schrott und Giftmüll müssen abtransportiert werden.

Yvonne und ich sind zurückgekehrt. Hubschrauber und Löschflugzeuge fliegen in diesem Moment immernoch über meinem Kopf, denn auf der Insel gibt es immer noch kleine Brände. Es ist traurig, bizarr und „wunder-voll“ zugleich. Heute wollen wir Yvonnes Geburtstag feiern, und auch dass es allen gut geht, dass so vieles noch da ist, z.B. das schöne Lehm-Seminarhäuschen und dass wir uns wiedersehen!

Wenn du kannst und magst, bin ich dir dankbar, wenn du Rohlands Finca und die Aufbauarbeiten unterstützen magst: mit liebevollen bestärkenden Gedanken, und/oder finanziell – egal in welcher Höhe.

Überweisung bitte mit Betreff: „Spende Phönix aus der Asche“ auf das Konto: Roland Frenzel, N26, IBAN: DE67100110012627343906, BIC: NTSBDEB1XXX